Wir waren wieder in Riace

Vom 22. Februar bis 3. März 2020 sind wir mit einer 7er-Gruppe von engagierten Menschen im Zuge einer Studieneise durch Italien gefahren. Eine Station war wieder Riace, wo wir drei Tage verbracht haben. Wir wollten persönlich nachsehen, wie sich die Situation nach Salvini, nach der Kommunalwahl und nach den Prozessen gegen Mimmo Lucano entwickelt hat. Unser Ziel war, herauszufinden, wie wir die Leuchtturm-Integration in Riace unterstützen können.

Wir sahen einen Neuanfang! Mimmo – inzwischen wieder erholt von Verbannung und Gerichtsterminen – residiert in der Taverna Donna Rosa, Kinder laufen wieder durch die Gassen und gehen zur Schule, die Geschäfte sind wieder geöffnet und die Handwerker arbeiten wieder. Neue Wandmalereien wurden geschaffen (auch Carola Rackete wurde verewigt) und Alessios Bar ist nach wie vor das Kommunikationszentrum im Dorf. Nur die Zahl der Geflüchteten ist leider auffallend niedrig. Die meisten wurden in Lager deportiert und warten dort tatenlos auf ihre Abschiebung anstatt sich am Wiederaufbau Italiens beteiligen zu können.

Domenico Lucano sagt: Wenn man Menschen gering schätzt oder abweist, dann ist das Barbarei.

Die Olivenölmühle wurde in Betrieb genommen und hat erstnals letzten Herbst feines Riace-Öl produziert. Wir haben schon Anfang des Jahres einen ganzen Kofferraum voll Öl nach Deutschland importiert. Man kann erkennen, dass die Spendengelder der Stiftung angekommen sind und bereits gewirkt haben. Der Puls ist noch schwach, aber der Patient Riace wird überleben.

Doch Mimmo möchte nicht von Spenden abhängig sein. Er ist zwar nicht mehr Bürgermeister, aber er hat wieder die Fäden in der Hand und baut mühsam wieder alles auf, was in den letzten beiden Jahren zerstört wurde.

Seine Vorstellung von einem Wiederaufbau seiner Gemeinde ist eng mit einem sanften Tourismus verbunden, mit der Schaffung von Arbeitsplätzen und dem Wiederaufbau der Handwerksbetriebe. Vor allem aber will Mimmo wieder das friedliche Zusammenleben Aller fördern und die Spaltung überwinden, die durch rechtsradikale Parolen entstanden ist.

Wir können nur empfehlen: Besuchen Sie Riace, das kalabrische Bergdorf, verbringen Sie ruhige Tage in wunderbarer Landschaft mit herzlichen und gastfreundlichen Menschen und helfen Sie dadurch mit, Riace einen Neuanfang zu ermöglichen.

 

khj